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Kapitel 1

Nächtliches Erwachen

Ein eisiger Hauch umfing ihn in dieser so merkwürdig stillen Nacht. Was hatte ihn aufwachen lassen? Genau diese Stille? Oder was sonst hatte ihn aus seinem tiefen Schlaf hochschrecken lassen? Es war ihm selbst nicht bewusst wie er in sein Wohnzimmer gekommen war. Auch das konnte er nicht erklären. Irgendetwas war anders. Er sah sich, mit aufkommender Gänsehaut im Zimmer um. Die Uhr zeigte kurz vor halb vier am Morgen. Nur der Schein der Straßenlampe schien leicht auf das gegenüberliegende Regal. Die Bücher standen wie immer in einer Reihe, die Bilder scheinbar auch. Doch halt – was war mit dem größten Bild geschehen? Er ging zum Lichtschalter. Als er diesen berührte, schien es, als sei er auf Eis gestoßen. Schnell drückte er den Schalter. Das Licht ging an. Er ging zum Regal, nahm das Foto hervor und – seine Glieder erstarrten. Auf dem Foto, welches in schwarz-weiß gehalten war, saßen einige ihm bekannte Gestalten, die jedoch – schon tot waren und von denen er sicherlich nie Bilder gemacht hatte. Schon gar nicht standen sie im Zusammenhang miteinander. Oder doch? Ihm wurde mehr als unbehaglich. Am liebsten hätte er das Bild wieder weggestellt, doch irgendetwas ließ ihn zögern. Nein, viel mehr! Irgendetwas ließ ihn den Bilderrahmen einfach nicht zurück auf das Regal stellen. Es war wie eine enorm hohe Magnetkraft, die gleichzeitig seine Hände zu verbrennen schien. Ein unsäglicher Schmerz durchfuhr ihn und ein Schrei hallte durch den Raum. Mit einem Knall fiel ihm das Bild aus der Hand...

 

 

Kapitel 7

Angst

Er hatte sich also im Hinterzimmer des Büros seine Liege fertig gemacht und versuchte nun in den Schlaf zu finden. Doch es gelang ihm einfach nicht. Morgen würde er sich Schlaftabletten besorgen. Die ganze Nacht ließ er wie ein kleines Kind das Licht im Büro an und ständig schreckte er hoch, weil er meinte, etwas gehört zu haben. Wem konnte er seine Ängste mitteilen? Er dachte scharf nach, aber es fiel ihm niemand ein. Dies war solch ein Moment wo einem Menschen klar wird, dass er im Grunde total alleine ist. In guten Zeiten ist meist jemand für einen da, aber in schlechten… Merkwürdigerweise dachte er gerade in diesem Augenblick an seine Frau und seine Kinder. Was sie jetzt wohl machten?

Idiot, schlafen natürlich, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Die Nacht verbrachte er mit kurzen, heftigen von Albträumen gefüllten Schlafphasen und hellwachen, grübelnden Gedanken um schließlich früh am Morgen gegen sechs sein Haus zu betreten. Zuvor hatte er ein Schild an die Tür seiner Agentur gehängt. Heute geschlossen! Kein Hinweis warum. War ihm doch egal! Er war sein eigener Herr. Jetzt nach der Kündigung sowieso. Aber daran dachte er gerade gar nicht mehr. So etwas wischte er einfach fort. Total übermüdet betrat er den Korridor. Gleich wurde es ihm wieder mulmig zumute. Am liebsten hätte er das Haus sofort wieder verlassen. Aber er musste sich ja auch mal wieder einkriegen. Er ging unter die Dusche, wusch sich jedoch unruhig innerhalb von drei Minuten. Irgendwie wollte er gewappnet sein, das Haus bei Bedarf sofort verlassen zu können. Er machte sich einen starken Kaffee und überlegte, was er nun weiter tun könne. Ach ja, die DVDs mussten ja zurückgebracht werden. Es fiel ihm schwer, die runde Scheibe aus dem Recorder zu holen. Aber entgegen seiner Erwartung stellte sich seine Hoffnung ein und es geschah – nichts! Er brachte die DVDs also zurück und holte sich die Schlaftabletten. Dann fuhr er wieder nach Hause, ohne sich weitere Filme geliehen zu haben und nahm eine von den Tabletten, um schon nach kurzer Zeit in tiefen, traumlosen Schlaf zu fallen.

 

 

 

Kapitel 12

Realität

Manfred erwachte am nächsten Morgen erst spät und wie gerädert. Der Traum fiel ihm wieder ein. Mein Gott, konnte er nicht wenigstens in Ruhe schlafen? Wie betrunken schlürfte er ins Bad und wusch sich. Er mochte sich nicht ansehen, mochte nicht in diesen Spiegel blicken. Die Angst saß zu tief in ihm. Nachher würde er womöglich wieder einer Fratze begegnen. Nach der Toilette ging er hinunter in die Küche, machte sich ein Brot und einen Kaffee, legte sich auf die Couch und machte den Fernseher an. Sein Blick fiel auf sein Wohnzimmer. Es sah grauenvoll aus. Überall lag etwas herum und der Staub saß inzwischen dick auf allen Regalen und Tischen. Er sah auf die Vitrine – und erstarrte. Was er sah, war sein eigenes Spiegelbild. Doch es zeigte einen alten, vergrämten Mann mit… einer verkrusteten langen Wunde in seinem Gesicht. Es war die Stelle, in der das Wesen der Nacht seine Zeichen hinterlassen hatte!