Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

Kapitel 29

Im Bunker

 

Sie wurde wach und schrie sogleich auf. Schmerz durchfuhr ihren gesamten Körper. Ihr Gesicht brannte, jeder Knochen tat ihr weh und sie hatte unglaublichen Durst. Schlagartig wurde ihr bewusst wo sie sich befand. Angst stieg in ihr hoch.

„Oh lieber Gott, bitte tu mir das doch nicht auch noch an“, betete sie.

Sie weinte und schlug mit letzter Kraft gegen die Blechtüre. Doch es kam, wie sie es sich dachte. Niemand öffnete ihr, niemand brachte ihr ein Glas Wasser. Die Hitze drang unbändig in ihr Innerstes und sie hatte das Gefühl zu ersticken. Hätte sie sich doch bloß nicht gewehrt. Nie wieder würde sie das tun. Nein, sie würde sich ihrem Schicksal ergeben.

„Bitte, lieber Gott, mach doch nur, dass ich nie wieder solche Qualen wie beim letzten Mal ertragen muss“

Sie erinnerte sich an das grausame Geschehen und das Vorgehen ihrer Peiniger. Ihr wurde schlecht. Angst, Schmerz, Trauer, Ekel - alles schien sich in ihr zu vereinen. Wie konnte sie nur die Zeit im Bunker überstehen? Sie fühlte sich, als würde sie gebraten. Chandra versuchte sich auf Gedichte aus ihrer Kindheit zu konzentrieren. Sie zählte von eins bis hundert, sie sagte sich, dass sie durchatmen und ruhiger werden musste. Doch dieser beißende Geruch in ihrer Nase von Urin und Erbrochenem ließ sie immer wieder würgen und sie fragte sich später noch oft, wie sie all das hatte ertragen können, ohne verrückt zu werden. Sie lag irgendwie halbrund im Bunker und versuchte sich aufzurichten. Chandra wusste ja, dass sie sich höchstens setzen konnte. Mit letzter Kraft schaffte sie es. Sie hatte kaum noch Hoffnung zu überleben. Gleichzeitig wünschte sie sich nichts mehr, als dass ihr Herz aussetzen und all das vorbei sein würde. Stattdessen öffnete sich mit einem Mal die Türe und das Licht brannte in ihren Augen. Doch so schnell wie die Türe geöffnet worden war, schloss sie sich auch wieder. Man hatte ihr ein Glas in die Hand gedrückt und fast wäre es ihr entglitten. Gierig schluckte sie das kalte Nass. Sie dankte Gott, dass sie nichts verschüttet hatte. Gott sollte ihr größte Stütze in der nächsten Zeit werden – wem auch sonst konnte sie ihr Leid klagen oder um Hilfe bitten? In der Not kann man wohl nur noch auf Gottes Hilfe hoffen, dachte sie.